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Religionskritiker Richard Dawkins
«Menschen vom Glauben an Gott befreien»
Richard Dawkins gilt als einer der einflussreichsten Evolutionsbiologen der letzten Jahrzehnte. Vor allem aber macht er mit vehementen Attacken gegen Kreationismus und fundamentalistische Religiösität von sich reden.
Der englische Original-Artikel wolle «die Schönheit des Lebens feiern und wie prächtig es ist, diese Schöpfung zu verstehen», sagte Dawkins gegenüber «Spiegel online». «Der deutsche Titel ist kritisch und klingt angreifend.» Er verschiebe den Schwerpunkt etwas, denn der in der englischen Ausgabe sei eher positiv. Sein Buch vermittle eine «fast romantische Sicht der Schöpfung als etwas Schönes und Erklärbares – als etwas, das schön ist, weil es erklärbar ist».
In eine Richtung anstossen
Er habe sein Werk für Menschen geschrieben, die in Sachen Schöpfung unentschlossen seien und quasi «zwischen den Stühlen sitzen. Ich glaube nicht ernsthaft daran, dass ich die Meinung fanatischer Fundamentalisten ändern könnte. Die würden so etwas eh nicht lesen. Aber ich gehe davon aus, dass es Tausende von Menschen gibt, die ehrlich interessiert sind. Leute, deren Meinung man nicht ändern, sondern die man nur ein wenig in eine Richtung bringen muss, weil sie bisher einfach nicht über diese Dinge nachgedacht haben.»
Menschen «befreien»
Dawkins ist einerseits Biologe, andererseits dafür bekannt, Religion als «Krankheit» zu sehen. Gegenüber «Spiegel online» sagte der Brite, dass er mit seinem jüngsten Buch Menschen «befreien» wolle, die glauben, die Welt sei von einem höheren Wesen erschaffen worden. Kritiker werfen ihm vor, dass er mit solchen markanten Sprüchen nur den Verkauf von seinen Publikationen ankurbeln wolle.
In Dawkins neuem Buch, geht es um «Beweise» die für die Evolution sprechen. Darin bezeichnet er die Evolution als eine Tatsache, «in dem Sinne, wie wir alle normalerweise das Wort Tatsache benutzen». Immerhin räumt er im Interview ein, «es gibt noch Forschungsbedarf».
Die Evolutionstheorie hält Dawkins trotz offener Fragen für bewiesen. Ob er nicht genauso dogmatisch sei wie seine Gegner, wird er gefragt. Dawkins antwortet, dass aus einer wissenschaftlichen Perspektive betrachtet alles nur eine Hypothese sei. Doch irgendwann würde man in der Umgangssprache von einer «Tatsache» sprechen, und dies treffe auch bei der Evolutionstheorie zu.
«Holocaust-Leugner»
Sein jüngstes Werk sei «ein Buch gegen den Kreationismus», so Dawkins. Laut «Spiegel online» nennt er jene, welche die Welt für geschaffen halten, «Holocaust-Leugner», «ungebildet», «lächerlich» und «bis an Perversion grenzend verblendet».
Auf die Frage, an wen sich die Menschen eher erinnern sollten, an den Wissenschaftler oder an den Religionskritiker, antwortet Dawkins: «Am liebsten an beide, ich sehe sie nicht getrennt voneinander. Aber es täte mir sehr leid, wenn mein Angriff auf die Religion das überschatten würde, was ich zur Wissenschaft beigetragen habe».
Mehr zum Thema:
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Datum:
09.03.2011
Quelle: Der Spiegel/pro/Livenet
Quelle: Der Spiegel/pro/Livenet